Fakultät für Kulturwissenschaften
print

Links und Funktionen

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Vor- und frühgeschichtliche Archäologie

Aktuelle Projekte:

Abgeschlossene Projekte:


Letzte Jäger, erste Hirten und Bauern

Kurzbeschreibung:

Eine der spannendsten Fragen der Vorgeschichtsforschung ist die nach dem Übergang von der aneignenden Lebensweise der Jäger und Sammler zu der produzierenden und sesshaften Lebensweise der ersten Hirten und Ackerbauern zu Beginn der Jungsteinzeit. In den fruchtbaren Lössgebieten an der Donau fand dieser Epochenwechsel um 5500 v. Chr. statt. Wann aber erstmals Weidewirtschaft und Ackerbau im Voralpenland in größeren Höhenlagen und in den Nördlichen Kalkalpen betrieben wurde, ist noch weitgehend unklar. Hier scheint sich abzuzeichnen, dass die Menschen deutlich länger als Jäger und Sammler lebten als anderswo.

 

Mobilität und soziale Dynamik in Südbayern und im Nordtiroler Inntal in der Urnenfelderzeit (13.-9. Jh. v. Chr.)

Kurzbeschreibung

Ausgehend von der Analyse der Bestattungssitten der Urnenfelderzeit (1300-800 v. Chr.) in Südbayern untersucht TP 4 die Gründe für die in dieser Periode bestehende enge kulturelle Vernetzung mit dem oberen Inntal. In Symbiose mit anthropologischen Untersuchungen stehen dabei Fragen nach Art und Umfang von Mobilität, Migrationsvorgängen und Kulturtransfer im Fokus der Betrachtung. Grundlage bildet die bis dato ausstehende Analyse der Bestattungssitten unter Einschluss anthropologischer Untersuchungen der Region. Südbayern nimmt eine Schlüsselposition für die europäische Spätbronzezeitforschung ein, da im 13. und 12. Jh. v. Chr. soziale Hierarchisierungsphänomene ohne Präzedenz zu beobachten sind (u.a. erste Bestattungen von Wagen fahrenden Kriegern in Mitteleuropa). Als Grund wurde die aktive Rolle der südbayerischen Gemeinschaften bei der Verhandlung von Kupfer, möglicherweise auch der Ausbeutung der Kupferlagerstätten im oberen Inntal vermutet, mit deren Gräberfeldern („Nordtiroler Urnenfelder“) sich große Übereinstimmungen hinsichtlich Grabausstattung und Typenspektrum der Beigaben feststellen lassen. Während die Genese der urnenfelderzeitlichen Kulturentwicklung in Südbayern aus einem heimischen kulturellen Substrat verständlich ist, werden im oberen Inntal in Nordtirol in der Zeit ab ca. 1300 v. Chr. an verschiedenen Orten Bestattungsplätze neu begründet. Sie wurden daher als Zeichen von Migrationsvorgängen aus dem nördlichen Voralpenraum gedeutet. Die Klärung der Frage, ob es sich tatsächlich um Zuwanderung von Menschen oder um Akkulturationsprozesse gehandelt hat und über wie lange Zeiträume Phänomene von Mobilität zu verfolgen sind, wird nun durch die Untersuchung der stabilen Isotope Strontium (Sr) und Blei (Pb) an Leichenbränden erstmals möglich.

PEKULI – Vielfalt und Dynamik der ostmediterranen Ernährung zwischen Bronze- und Eisenzeit

Kurzbeschreibung

Ziel von PEKULI ist das Verständnis der Vielfalt und Dynamik der individuellen menschlichen Ernährung an einer Schlüsselfundstelle des bronze- und eisenzeitlichen Ostmittelmeerraums, des Tells von Kamid el-Loz in der libanesischen Beqa-Ebene. Die Basis bildet die bioarchäologische Analyse der unter Rolf Hachmann dort ausgegrabenen Bestattungen. Durch die Integration der Analyse von Nahrungsresten (Phytolithen, Stärkekörnern) im menschlichen Zahnstein mit der Analyse stabiler Isotopen (C, N) im Knochenkollagen derselben Individuen wird gezeigt, was zeitgleich in Kamid el-Loz lebende Menschen gegessen haben und wie sich die Ernährungspraktiken von der Mittelbronzezeit bis in die Perserzeit von ca. 1800 bis 400 v. Chr. verändert haben. Die bioarchäologischen Ergebnisse werden mit den umfangreichen Ergebnissen der bisherigen Grabungen und laufenden, weiteren bioarchäologischen Analysen zusammenbringen. So wird es möglich sein, individuelle Ernährungspraktiken mit Alter, Geschlecht, sozialem Status, Verwandtschaft und Mobilität des verstorbenen Individuums aber auch mit den großräumigen Prozessen kulturellen Wandels im bronze- und eisenzeitlichen Ostmittelmeerraum zu verbinden. Diese Ergebnisse werden ein neues Licht auf die frühe ostmediterrane Küche und die Dynamik ihrer kontinuierlichen Veränderung werfen.

ERC Starting Grant 2015 “FoodTransforms: Transformations of Food in the Eastern Mediterranean Late Bronze Age“

Kurzbeschreibung

Food studies provide insight into diet, nutrition and health of ancient cultures and offer information on a variety of aspects including agriculture and farming, as well as environmental issues. Beyond ecology, food analysis addresses socio-political topics, such as economy, mobility, gender, status and social hierarchies. Furthermore, in a medical-magical context, research deals with ritual, symbolic and qualitative meaning of food and consumption. Mediterranean cuisine (prior to the more recent introduction of plants from the New World) has long been perceived as a timeless constant, already linking the different societies around the sea by the 2nd millennium BC. The geographic frame was considered to be essential, whereas intercultural entanglements as transformative factors were neglected. However, it has become clear that the different elements perceived as hallmarks of Mediterranean cuisine (olive oil, wine, wheat bread etc.) were developed in specific regions and then spread through human agency. By integrating archaeological, textual and scientific research, we will shed new light on the transformative power of cultural encounters arising from the intense connectivity between local communities in the Eastern Mediterranean Late Bronze Age and the simultaneous introduction of food of South and East Asian origin (e.g. pepper, nutmeg, cinnamon) as key factors for the genesis of what we nowadays perceive as the Mediterranean diet.