Fakultät für Kulturwissenschaften
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Sinologie

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Die frühen verlorenen Rechtskommentare der Mahāvihāra-Tradition: Ein Beitrag zur Entwicklung des buddhistischen monastischen Rechts

Kurzbeschreibung

Die frühen verlorenen Rechtskommentare der Mahāvihāra-Tradition: Ein Beitrag zur Entwicklung des buddhistischen monastischen Rechts. Das Projekt ist der Wiedergewinnung von verlorenen frühen Rechtsauslegungen einer der ältesten kontinuierlich fortbestehenden Rechtstraditionen der Welt gewidmet, nämlich des bis heute lebendigen buddhistischen monastischen Rechts (Vinaya) der Theravāda-Tradition (Mahāvihāra-Schule), das etwa in das 3. Jh. v. Chr. zurückreicht. Das Ziel dieser Studie ist die Katalogisierung, Edition und Übersetzung von Zitaten aus frühen, heute verlorenen Kommentaren zum Vinaya (ca. 1. Jh. v. – ca. 3. Jh. n. Chr.), die in einem späteren Rechtskommentar zum Vinaya, der Samantapāsādikā (4./5. Jh.), überliefert sind. Auf dieser Grundlage werden die in diesen Zitaten zutage tretenden Auslegungen analysiert und in die Entwicklung des buddhistischen Rechts eingeordnet. Damit werden die relevanten Materialien erstmals systematisch zugänglich gemacht und ein Beitrag zur buddhistischen Rechtsgeschichte, insbesondere zur Geschichte des buddhistischen Mönchtums und der buddhistischen Rechtsauslegung, geleistet. Obwohl es eine Vielzahl buddhistischer monastischer Traditionen gibt, die jede ihren eigenen Korpus autoritativer Texte überliefern (Drei-Korb, Pāli Tipiṭaka, Sanskrit Tripiṭaka), ist nur der Kanon der Theravāda-Tradition vollständig in einer indischen Sprache (Pāli) erhalten. Er repräsentiert die Überlieferung der Mahāvihāra-Schule, der einzigen Untergruppe, deren Texte bewahrt sind. Das monastische Recht (Vinaya), bildet den ersten Teil des Kanons. Es enthält unter anderem die traditionell dem Buddha zugeschriebenen Regeln für Mönche und Nonnen, die bis in die Gegenwart Gültigkeit haben. Während der mehr als 2500 Jahre seit ihrem Inkrafttreten, wurden einige dieser Regeln den veränderten gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst. Entsprechende Auslegungen sind in einer Vielzahl von Kommentaren und Subkommentaren zum Theravāda-Vinaya enthalten. Für die Untersuchung der frühesten Interpretationen ist die Samantapāsādikā relevant, da sich ihr Autor auf die frühen, nun verlorenen Kommentare stützt, aus denen er häufig zitiert. Diese Kommentare sind: 1) die Mahā-Aṭṭhakathā (50 Zitate), 2) die Kurundī-Aṭṭhakathā (108 Zitate), 3) die Mahāpaccarī-Aṭṭhakathā (133 Zitate), 4) die Saṅkhepa-Aṭṭḥakathā (12 Zitate) und 5) die Andhaka-Aṭṭhakathā (19 Zitate). Im Rahmen des Projekts soll ein Katalog der 303 Zitate der ersten vier genannten Kommentare erstellt werden (der fünfte ist bereits Gegenstand einer anderen Untersuchung gewesen). Durch Heranziehung der drei wichtigsten Subkommentare— Vajirabuddhiṭīkā (Vjb, 10. Jh. n.Chr.), Sāratthadīpanīṭīkā (Sp-ṭ, 12. Jh. n.Chr.) und Vimativinodanīṭīkā (Vmv, ca. 12-13. Jh. n.Chr.) — soll außerdem das Fortleben dieser frühen Traditionen in späteren Jahrhunderten verfolgt werden.

Wassernetzwerke zwischen Ökologie und Ökonomie: Die intraregionale und interregionale Vernetzung der Stadt Hangzhou über die Wasserwege von der Song- bis zur Ming-Dynastie in mikro- und makrohistorischer Perspektive

Kurzbeschreibung

Auf Grund der Ergebnisse im gegenwärtig durchgeführten DFG-Projekt mit mikrohistorischem Fokus auf Ökologie und Ökonomie der Wasserversorgung der Stadt Hangzhou / Lin an aus dem Westsee (Xihu) unter den Dynastien der Nördlichen und Südlichen und Song (960–1127, 1127–1279), der Yuan (1279–1368) und der Ming (1368–1644) erweitert sich die Fragestellung des Fortsetzungsprojekts. Es untersucht Hangzhou als Mittelpunkt eines intraregionalen and interregionalen Netzwerks aus Wasserwegen zum Transport von Gütern des Grundbedarfs mit dem Ziel, die Abhängigkeiten im Wassermanagement von ökologischen und ökonomischen Bedingungen im größeren Zusammenhang makrohistorischer Veränderungen erfassen. Da die an der Kreuzung des Großen Kanals mit dem des Zhe-Flusses gelegene Stadt Hangzhou sich in der Nördlichen Song-Zeit zu einer Drehscheibe des Handels entwickelt hatte, musste, bedingt durch fortschreitende Versandung des Mündungstrichters des Zhe-Flusses, eine neue Anbindung an die Meeresküste geschaffen werden. Der nordöstliche Zweigkanal des Großen Kanals verband Hangzhou mit den Seehäfen Ganpu und Zhapu und der Zhedong-Transportkanal verlängerte den Großen Kanals zum Seehafen Dinghai. Von diesen Seehäfen führten die Wasserwege zu anderen Küstenhäfen und nach Übersee. Transporte aus dem Binnenland erreichten Hangzhou über den Zhe-Fluss. Das Projekt will untersuchen, wie eine Metropole und zeitweise Hauptstadt nur wirtschaftlich lebensfähig war durch die Vernetzung über die Wasserwege, über die sie Güter des Grundbedarfs aus dem regionalen Umland und anderen Regionen importierte. Zugleich gründete ihre Wirtschaftskraft auf dem Umschlag von Waren aus Überschuss- in Defizitregionen. Dort begünstigten ökonomische und ökologische Rückkoppelungseffekte Spezialisierungen und den Strukturwandel von food crops zu cash crops. Weiterhin soll in dem Projekt aufzeigt werden, wie der Klimawandel, insbesondere die Klimaabkühlung und die Verschiebung geopolitischer Prioritäten mit nachfolgender Verlagerung der Hauptstädte Anpassungen in der Struktur der Wassernetzwerke Hangzhous und an den wasserbaulichen Anlagen notwendig machten. Nach Unterbrechung des Großen Kanals durch die Eroberung Nordchinas durch die Jurchen wurden die Transporte aus der Region südlich des Yangzi-Unterlaufs in die umgekehrte Richtung nach Süden verschifft und die Importe Hangzhous aus Regionen der Südostküste verstärkt. Weiterhin erforderten unter der Yuan-Dynastie kriegsbedingte Schäden am Großen Kanal eine zeitweise Umleitung der Transporte nach Norden über das Meer. Umgekehrt, begünstigten Beschränkungen des Seehandels unter der Ming-Dynastie wiederum die Kanalroute. Zur Klärung dieser Fragen werden die Lokalchroniken von Lin’an / Hangzhou und den über den Handel verbundenen Regionen, Stadtbeschreibungen, private Aufzeichnungen und Aktenkompilationen auch aus der Qing-Zeit herangezogen, ergänzt durch Karten- und Bildmaterial, sowie archäologische Funde.

Wasserversorgung zwischen Ökologie und Ökonomie: die Stadt Hangzhou und der Westsee von der Song- bis in die Ming-Dynastie aus mikro- und makrohistorischer Perspektive

Kurzbeschreibung

Das Forschungsvorhaben hat zum Ziel, Ökologie und Ökonomie städtischer Wasserversorgung auf mikrohistorischer Ebene unter makrohistorischen Bedingungen zu untersuchen.Die Versorgung großer Städte mit Trink- und Brauchwasser stellte in China schon in historischer Zeit eine Herausforderung dar. Die südostchinesische Stadt Hangzhou 杭州 ist ein gutes Beispiel, an anhand dessen die gesamte Bandbreite der mit der Wasserversorgung verbundenen Probleme dargestellt werden kann, musste doch die Versorgung der auf salzhaltigem Boden errichteten Stadt hauptsächlich über Kanäle aus einem Süßwasser-Speichersee im Westen der Stadt, dem sogenannten Westsee (Xihu 西湖), erfolgen.Trotz ihrer Randlage am Mündungstrichter des Zhe-Flusses (Zhejiang 浙江) hatte sich die Stadt Hangzhou bereits in der Nördlichen Song 宋-Dynastie (960-1127) zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt und Warenumschlagplatz entwickelt, als die Südliche Song-Dynastie (1127-1279) sie zu ihrer Hauptstadt Lin’an 臨安 bestimmte. Unter der Yuan 元-Dynastie (1279-1368) bildete die Stadt Hangzhou eine überregionale Drehscheibe des Handels und Verkehrs zwischen dem Großen Kanal und der Meeresküste und unter der Ming 明-Dynastie (1368-1644) konzentrierte sich dort die kaiserliche Seidenproduktion.Bislang betrachtet die Forschung Hangzhou als wohlhabende Metropole inmitten einer Kulturlandschaft um den Westsee, wobei sie die städtische Wasserversorgung eher am Rand und den sie versorgenden Speichersee vorwiegend in seiner landschaftsästhetischen Funktion untersucht.Das Forschungsvorhaben dagegen will aufzeigen, wie das System städtischer Wasserversorgung technisch und hydraulisch funktionierte und wie Bau und Instandhaltung der Wasserinfrastruktur finanziert und organisiert wurden. Dabei stellt das Forschungsvorhaben die Frage nach konkurrierenden Nutzungen des Wassers als eines knappen Gutes, dessen Qualität und verfügbare Menge zum einen von alternativen Verwendungen des Speichersees und der Kanäle als Agrarfläche und Baugrund sowie der Kanäle als Transportwege abhingen, zum anderen durch Klimawandel und vom Menschen herbeigeführte Umweltveränderungen, die zu Erosion und Verlandung führten, gefährdet waren.Auf Grund ihrer herausragenden Rolle unter der Südlichen Song-Dynastie wurde fast das gesamte Quellenmaterial über die Stadt einschließlich ihrer Wasserinfrastruktur in den jeweils aktualisierten Folgeausgaben ihrer Lokalchronik kompiliert und überliefert. Zudem fand man kürzlich bei archäologischen Ausgrabungen auch wasserbauliche Einrichtungen.Das Projekt wird klar herausarbeiten, welche ökonomischen und ökologischen Einflussfaktoren hinter den wasserbaulichen Fragen standen. Die Analyse wird außerdem zeigen, wie die ökonomische Bewertung der Wasserversorgung und die Umweltbelastung der Wasserinfrastruktur die sich wandelnde politische Rolle der Stadt Hangzhou widerspiegelten, wobei die Errungenschaften der Song-Zeit stets den Bezugspunkt für die Maßnahmen der Yuan- und Ming-Zeit bildeten.