Fakultät für Kulturwissenschaften
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Wasserversorgung zwischen Ökologie und Ökonomie: die Stadt Hangzhou und der Westsee von der Song- bis in die Ming-Dynastie aus mikro- und makrohistorischer Perspektive

Kurzbeschreibung

Das Forschungsvorhaben hat zum Ziel, Ökologie und Ökonomie städtischer Wasserversorgung auf mikrohistorischer Ebene unter makrohistorischen Bedingungen zu untersuchen.Die Versorgung großer Städte mit Trink- und Brauchwasser stellte in China schon in historischer Zeit eine Herausforderung dar. Die südostchinesische Stadt Hangzhou 杭州 ist ein gutes Beispiel, an anhand dessen die gesamte Bandbreite der mit der Wasserversorgung verbundenen Probleme dargestellt werden kann, musste doch die Versorgung der auf salzhaltigem Boden errichteten Stadt hauptsächlich über Kanäle aus einem Süßwasser-Speichersee im Westen der Stadt, dem sogenannten Westsee (Xihu 西湖), erfolgen.Trotz ihrer Randlage am Mündungstrichter des Zhe-Flusses (Zhejiang 浙江) hatte sich die Stadt Hangzhou bereits in der Nördlichen Song 宋-Dynastie (960-1127) zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt und Warenumschlagplatz entwickelt, als die Südliche Song-Dynastie (1127-1279) sie zu ihrer Hauptstadt Lin’an 臨安 bestimmte. Unter der Yuan 元-Dynastie (1279-1368) bildete die Stadt Hangzhou eine überregionale Drehscheibe des Handels und Verkehrs zwischen dem Großen Kanal und der Meeresküste und unter der Ming 明-Dynastie (1368-1644) konzentrierte sich dort die kaiserliche Seidenproduktion.Bislang betrachtet die Forschung Hangzhou als wohlhabende Metropole inmitten einer Kulturlandschaft um den Westsee, wobei sie die städtische Wasserversorgung eher am Rand und den sie versorgenden Speichersee vorwiegend in seiner landschaftsästhetischen Funktion untersucht.Das Forschungsvorhaben dagegen will aufzeigen, wie das System städtischer Wasserversorgung technisch und hydraulisch funktionierte und wie Bau und Instandhaltung der Wasserinfrastruktur finanziert und organisiert wurden. Dabei stellt das Forschungsvorhaben die Frage nach konkurrierenden Nutzungen des Wassers als eines knappen Gutes, dessen Qualität und verfügbare Menge zum einen von alternativen Verwendungen des Speichersees und der Kanäle als Agrarfläche und Baugrund sowie der Kanäle als Transportwege abhingen, zum anderen durch Klimawandel und vom Menschen herbeigeführte Umweltveränderungen, die zu Erosion und Verlandung führten, gefährdet waren.Auf Grund ihrer herausragenden Rolle unter der Südlichen Song-Dynastie wurde fast das gesamte Quellenmaterial über die Stadt einschließlich ihrer Wasserinfrastruktur in den jeweils aktualisierten Folgeausgaben ihrer Lokalchronik kompiliert und überliefert. Zudem fand man kürzlich bei archäologischen Ausgrabungen auch wasserbauliche Einrichtungen.Das Projekt wird klar herausarbeiten, welche ökonomischen und ökologischen Einflussfaktoren hinter den wasserbaulichen Fragen standen. Die Analyse wird außerdem zeigen, wie die ökonomische Bewertung der Wasserversorgung und die Umweltbelastung der Wasserinfrastruktur die sich wandelnde politische Rolle der Stadt Hangzhou widerspiegelten, wobei die Errungenschaften der Song-Zeit stets den Bezugspunkt für die Maßnahmen der Yuan- und Ming-Zeit bildeten.