Fakultät für Kulturwissenschaften
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Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie

Aktuelle Projekte:

Abgeschlossene Projekte:


Wem gehört die Straße?. Urbane Konflikte um Mobilität und Raumnutzung im Kontext der „Verkehrswende“ als gesellschaftlicher Transformationsprozess

  • Projektleitung: Christiane Schwab
  • Förderinstitution: DFG
  • Förderdauer: 6/2023 - 5/2026
  • Weitere Informationen nach Start des Projekts (6/23)

Kurzbeschreibung:

Das Projekt leistet einen ersten kulturanthropologisch fundierten Beitrag zum Verständnis der „Verkehrswende“ als vielgestaltig ausgehandelter und vergegenständlichter Transformationsprozess in urbanen Kontexten. Am Beispiel der Stadt München erforscht das zwischen ethnologischer Stadtforschung, wissenssoziologischer Diskursanalyse, empirischer Zukunftsforschung und soziologisch-geografischer Verkehrsforschung situierte Projekt erstens, wie vor dem Hintergrund vieldimensionaler Wissensordnungen konkurrierende Wirklichkeits- und Zukunftsdeutungen um die Themen Mobilität und Raumnutzung in heterogenen, miteinander interagierenden Ebenen und Praxisfeldern hervorgebracht, transformiert, performed und materialisiert werden, wie also spezifische Akteur_innengruppen nach bestimmten Regeln argumentative Strategien (re-)produzieren und in Leitbildern, Programmen, materialbasierten Infrastrukturierungen etc. zum Ausdruck bringen. Zweitens fragt es nach gegenwärtigen Entwicklungen des gebauten Stadt- und Straßenraums als dynamische, sozial konstruierte Materialisierung und als voraussetzungsvolle Rahmung vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Aushandlungsprozesse. Drittens untersucht es die bedeutungs- und handlungsgenerierenden Funktionen soziomaterialer Konstellationen (als heterogene Vernetzungen von Akteur_innen, Praktiken, materialbasierten Infrastrukturen, und moralischen Ordnungen), die konkurrierende Wirklichkeits- und Zukunftskonstruktionen zu städtischer Mobilität und Raumnutzung hervorbringen, herausfordern, reproduzieren, transformieren und vergegenständlichen, die also maßgeblich an der Herstellung und Veränderung gesellschaftlicher Wissensvorräte beteiligt sind.

Akteur*innen ‒ Narrative ‒ Strategien. Konstellationen einer transnationalen Folklore-Forschung, 1875‒1905

Kurzbeschreibung:

Das Projekt leistet einen ersten grundlegenden Beitrag zu einer transnationalen Wis-sen(schaft)sgeschichte der Folklore-Forschung/Volkskunde zur Zeit der beginnenden Institutionalisierung volkskundlich-ethnologischen Denkens und Handelns. Als wissensanthropologisch und historisch-ethnografisch argumentierende Transfer- und Verflechtungsgeschichte (re-)konstruiert das Projekt mikrohistorische Vernetzungen von Akteur*innen, Infrastrukturen, Medien, Praktiken, Objekten, Maßnahmen, Strategien, diskursiven Stränge und Positionen, die nationalstaatliche Bewegungs- und Deutungsräume durchbrachen. Diese sogenannten ‚transnationalen Konstellationen‘ werden in dichten Beschreibungen und multiskalaren Analysen in ihrer Relevanz für wissen(schaft)sgeschichtliche Strukturierungen und Ereignisse untersucht. Im Sinne des methodologischen Programms einer histoire croisée arbeitet das Projekt neben Austausch- und Transferprozessen auch Wechselwirkungen zwischen transnationalen Prozessen und Beziehungen einerseits und regionalen und nationalen gesellschafts- und wissenschaftspolitischen sowie sozioökonomischen Strukturbedingungen andererseits in Bezug auf eine volkskundlich-ethnologischen Wissensproduktion heraus.

Spielend „in the Loop“: Neue Mensch-Software Relationen in Human Computation Systemen und deren Auswirkungen auf Sphären des Alltags

Kurzbeschreibung:

Gegenwärtig sind Algorithmen zwar in verschiedensten Bereichen schneller sowie effizienter als Menschen, gleichzeitig scheitern sie an vielen Problemen, die für Menschen einfach zu lösen sind. Außerdem bedarf es bei den meisten algorithmischen Lösungsansätze dieser Probleme, die auf maschinellem Lernen beruhen, Menschen, die „in the loop“ große Datenmengen zum Trainieren der Algorithmen generieren. Ein Ansatz, in dem Mensch und Algorithmen gemeinsam Probleme lösen, die von keinem der beiden alleine gelöst werden können, sind „Human Computation Systems“ (HCS). Das Projekt konzentriert sich zum einen auf die Untersuchung von HCS aus einer subjektbezogenen und moralischen Perspektive, in der es nach der Formierung der Systeme und der Rolle der menschlichen Akteur*innen fragt, und zum anderen auf die Auswirkungen, die HCS in Citizen Science-Projekten auf unsere Verständnisse der Alltagssphären Spiel, Arbeit und Wissenschaft haben.

‘Wa(h)re Mutterschaft‘. Eine ethnografische Studie über ästhetische Praktiken von Mütterbloggerinnen

Kurzbeschreibung:

Das Projekt widmet sich der Thematik des Wandels von Arbeit und im speziellen eines „new normal of work lives“ (Taylor und Luckman 2018) im Kontext der Aspekte Gender, Kreativarbeit und Digitalisierung im deutschsprachigen Raum. Hierfür soll das in der digitalen Kreativszene verbreitete Erwerbsmodel der „Mutterbloggerin“ und entsprechende Arbeitspraktiken aus einer akteur*innenzentrierten Perspektive untersucht werden.

Dissecting Society. Nineteenth-Century Sociographic Journalism and the Formation of Ethnographic and Sociological Knowledge

Kurzbeschreibung:

This research project enacts novel perspectives on the multigenre history of sociological and anthropological reasoning. It investigates pieces of nineteenth-century sociographic journalism as formative frames/catalysts of social knowledge and science. These social sketches (often referred to as “panoramic literature”) provide rich ethnographic micro-analysis and often relate to debates held by statisticians, moralists, folklorists, and ethnologists. However, in the discipline-oriented histories of the social sciences and humanities, journalism has been ignored as a form of knowledge and as a founding genre of modern (disciplinary, academic) social science.

Helfen. Eine Praxeologie städtischer Wohltätigkeit

  • Fördergeber: DFG (2018-2021)

Sezierungen des Gesellschaftlichen. Emmy Noether Nachwuchsgruppe

Kurzbeschreibung:

Mit der Kommerzialisierung des Druckwesens entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine neuartige Form gesellschaftlicher Selbstbeobachtung. Insbesondere um die kulturelle Achse zwischen London und Paris wurden Beschreibungen von Typen, Routinen und Institutionen zu einem beliebten Medium zur Vermessung der sich ausdifferenzierenden Gesellschaften. Oftmals wurden diese (häufig illustrierten) Schriften, die zunächst in Magazinen und Zeitungen erschienen, in Sammelwerken veröffentlicht, wie Heads of the People; or, Portraits of the English (1838-1841), Les Français peints par eux-mêmes (1839-1842) oder Los valencianos pintados por si mismos (1859). Die Texte und ihre Illustrationen zeigen dokumentarische, ja mikro-analytische Absichten, und in der Erscheinungsform als Kompilation behandeln sie sozial-räumliche Figurationen in enzyklopädisch-holistischer Absicht und beinhalten Reflexionen zu Konzepten wie Stadt, Klasse oder Nation. Die Bedeutung dieser Gesellschaftsskizzen und ihrer Ikonographien für die sich konsolidierenden Sozial- und Geisteswissenschaften ist trotz klarer Bezüge zu statistischen, philanthropischen, moralistischen und soziologisch-ethnologischen Debatten bislang kaum bekannt.

Der Ehegattennachzug aus visumspflichtigen Drittstaaten in die Europäische Union. Beobachtungsräume am Beispiel der russischen Heiratsmigration nach Deutschland

Teilprojekt B07 des Sonderforschungsbereiches 1369 - Vigilanzkulturen

Kurzbeschreibung

Ehegattennachzug aus visumspflichtigen Drittstaaten in die Europäische Union vollzieht sich in einem Raum institutioneller Kontrolle. Die Prüfung von HeiratsmigrantInnen erfolgt im Spannungsfeld zwischen Grundrechten und Migrationsmanagement, so dass vor einer Einreise in die EU verschiedene Behörden ihre Aufmerksamkeit auf die Einreisewilligen richten. Die Aufgabe der Konsulate ist es zu erkennen, welche Ehen nach dem deutschen Grundgesetz als ‚schützenswert‘ gelten und welche nur zum Zweck der Einreise geschlossen werden. Orientierend sind hier kulturelle Normen (z. B. ‚Liebesehe‘ versus ‚Scheinehe’). Da die ‚legitime‘ Ehe nicht wirklich bewiesen, sondern lediglich nach kulturell codierten Merkmalen definiert werden kann, nutzen die Behörden unterschiedliche Strategien und Praktiken, um die Paare auf einer Skala von ‚kein Verdacht‘ bis zur Überführung eines Missbrauchs des Ehegattennachzugs zu taxieren. Die Goethe-Institute werden bei dieser Aufgabe ebenfalls responsibilisiert. Ziel des Teilprojektes ist es, die kulturellen Werteordnungen der Akteure sowie deren Praktiken als Teile dieses Beobachtungsraumes multiperspektivisch auszuleuchten. Es fokussiert dazu fallstudienartig auf die Heiratsmigration aus Russland nach Deutschland und ethnografiert, wie die einschlägigen Einrichtungen in Russland diese Prüfungen des Ehegattennachzugs nach Deutschland durchführen und wie die Paare damit umgehen.